25. April 2024 – 1. Juni 2025
Bernisches Historisches Museum
Seit Frühling 2024 ist das Wandbild Teil der Sammlung des Bernischen Historischen Museums. Im Rahmen eines Gastkuratoriums gestalteten wir dort eine Ausstellung. «Widerstände. Vom Umgang mit Rassismus in Bern» (Laufzeit: 25. Mai 2024 – 1. Juni 2025) verortet beständige koloniale Muster und historisch gewachsene rassistische Strukturen im Jetzt – und bietet Denkanstösse für die öffentliche Auseinandersetzung, wie wir als Gesellschaft mit diesem Kulturerbe aus der Kolonialzeit umgehen möchten.
Die Ausstellung nimmt die Schenkung des Wandbilds von Eugen Jordi und Emil Zbinden aus dem Schulhaus Wylergut ans Bernische Historische Museum zum Anlass, um auf die Geschichte und Aktualität von Rassismus und Kolonialismus in Bern zu schauen. Sie macht aber auch auf die Widerstände aufmerksam, die das Projekt des Kolonialismus seit Anbeginn begleiten.
Anhand eines Zeitstrahls, der sich durch die gesamte Ausstellung zieht, fokussieren wir auf die Kontroversen, die das Wandbild und dessen Entfernung aus dem Schulhaus Wylergut in Bern ausgelöst haben. Dabei kommt die Breite der Debatte um das Wandbild zum Ausdruck.
Eigenständige Beiträge von Wissenschaftler*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen und Kulturschaffenden, die sich seit Jahren mit ihrer Expertise für eine antirassistische Gegenwart und Zukunft einsetzen, vermitteln Denkanstösse. Sie wollen ein Thema nicht abschliessend behandeln, sondern zu einer weiterführenden Auseinandersetzung anregen.
Eine Audiointervention von Fatima Moumouni mit Sounddesign von Li Tavor konfrontiert die Besucher*innen beim Begehen der Ausstellung: Wie können wir als Gesellschaft einen gemeinsamen Blick auf Rassismus und Diskriminierung entwickeln? Wer muss sich dazu wie bewegen?
Ein Glossar, von Jovita dos Santos Pinto und Emanuel Haab in Kollektivautor*innenschaft entwickelt,
dient als Orientierungshilfe für die Ausstellung. Es versammelt Begriffe, die in der Ausstellung vorkommen, aber auch solche, die bei Diskussionen in der Vorbereitungsphase der Ausstellungsplanung eine Rolle gespielt haben.
Die vollständige Version des Glossars kann hier aufgerufen werden:
histnoire.ch
sowie aboutpower.net.
Inhaltlich wird die Ausstellung von zwei Texten gerahmt: Im Text Am Beispiel Wandbild: Rassismus besprechbar machen geht der Verein auf die gesellschaftlichen Prozesse, die er mit dem Wandbild aus dem Wylergut anstossen und sichtbar machen konnte, ein. Im Text Vom ABC der De-/Kolonisierung. Oder: Das Wylergut liegt in der Welt legt Patricia Purtschert die kulturell und historisch situierte Weltordnung, die das Wandbild vermittelt, frei und beschreibt den Transfer des Wandbilds aus dem Schulhaus Wylergut ins Bernische Historische Museum als Beispiel für eine dekoloniale Praxis der Gegenwart.
Die Ausstellung wäre nicht möglich gewesen ohne die grossartige Zusammenarbeit mit ganz vielen Menschen, mit beteiligten Kollektiven und Institutionen sowie der Unterstützung von Förder*innen auf städtischer, kantonaler und nationaler Ebene. Am Beispiel des Wandbilds aus dem Schulhaus Wylergut trägt ihr Engagement dazu bei, die aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Rassismus weiterzutragen – in Bern und anderswo.
«Wir müssen reden! Ein Stammtischgespräch zur Wandbild-Debatte»: Beitrag vom Berner Rassismus Stammtisch unter Beteiligung von Mira Koch, Halua Pinto de Magalhães, Anisha Imhasly, Rohit Jain (Produktion Video: setrunners)
Ausstellungsansicht «Mir sy huere viiu» — Berner Widerstandsgeschichten»:
Beitrag von Carlos Hanimann (Foto: Stefan Wermuth)
Ausstellungsansicht «Kinder lernen Welt: Das Eigene und das Fremde in den 1930er bis 1960er Jahren»:
Beitrag von Andreas Fannin und Vera Sperisen (Foto: Stefan Wermuth)
Ausstellungsansicht «Eine rassismuskritische Schulkultur»:
Beitrag von Danielle Isler, Albina Muhtari und Merita Shabani (Foto: Stefan Wermuth)
Ausstellungsansicht «Wandel in der Welt — «geng wi geng» in Bern?»:
Beitrag von Izabel Barros, Claire Louise Blaser, Martin Roth und Bernhard C. Schär (Foto: Stefan Wermuth)
Ausstellungsansichten «Entwerfen, Einordnen und Vergessen. Wie das Wandbild entstand und seither betrachtet wird»:
Beitrag von Etienne Wismer (Foto: Stefan Wermuth)
Ausstellungsansicht «Es gibt keinen Ort ohne kolonialen Kontext»:
Beitrag von Arbeitsgruppe Bernisches Historisches Museum: Anna-Pierina Godenzi, Aline Minder, Judit Pechr, Mira Shah (Foto: Stefan Wermuth)
Ausstellungsansicht «Das Wandbild kommt her!»:
Beitrag von Arbeitsgruppe Bernisches Historisches Museum: Anna-Pierina Godenzi, Aline Minder, Judit Pechr, Mira Shah (Foto: Dres Hubacher)
Ausstellungsansichten «Zeitstrahl»:
Beitrag von Vera Ryser und Angela Wittwer (Fotos: Stefan Wermuth)
Bibliothek mit Leihgaben des Livingroom Bern aus dem «Living Archive», des Studio for Memory Politics (Sally Schonfeldt und Vera Ryser), von Vor.Bilder.Bücher (kuratierte BIPoC-Büchersammlung und Insta Profil von Rahel El-Maawi und Regula Ott) und von der Bibliothek des Bernischen Historischen Museums (Fotos: Dres Hubacher)
Ausstellungsansichten Wandbild ohne Titel [Illustriertes Wandalphabet], 1949 von Emil Zbinden und Eugen Jordi (Fotos: Stefan Wermuth)
Ausstellungsbeiträge von: Izabel Barros, Arbeitsgruppe BHM, Claire Louise Blaser, Andreas Fannin, Emanuel Haab, Carlos Hanimann, Danielle Isler, Moses März, Fatima Moumouni, Albina Muhtarı, Patricia Purtschert, Berner Rassismus Stammtisch, Martin Roth, Vera Ryser, Jovita dos Santos Pinto, Bernhard C. Schär, Merita Shabani, Vera Sperisen, Etienne Wismer, Angela Wittwer
Recherchen von: Djamila Peter, Martin Roth, Julia Suter
Die Szenografie der Ausstellung entwickelte Li Tavor
Die Ausstellungs- und Werbegrafik erstellten Ann Kern (Konzept) und Angela Wittwer (Umsetzung)
Die Ausstellung wird von Vermittlungspersonen begleitet: Aina Rea Aliotta, Nimal Bourloud, Vera Lou Mauerhofer, Djamila Peter (April – November 2024) sowie Lene Bachmann, Jathursani Gunatharan und Dina Mezic (Dezember 2024 – Juni 2025).